In der täglichen Praxis ist bei Psoriasis-Patienten oft eine Behandlung von Begleiterkrankungen erforderlich. Dabei müssen Dermatologen stets die besten Möglichkeiten für die Versorgung der Patienten erwägen. Ronald Prussick, klinischer Assistenzprofessor an der George Washington University, Washington DC, USA, definierte Komorbidität als „eine Erkrankung oder Störung, die mit einer primären Erkrankung koexistiert, aber auch als eigene, spezifische Erkrankung für sich steht.“ Er betonte, sich nicht nur auf Sicherheit und Wirksamkeit eines Arzneimittels zu konzentrieren, sondern drüber hinaus die Komorbidität zu berücksichtigen, die schnell eine etablierte Therapie für die Primärerkrankung beeinflussen könnten.
Häufig liegt im Hinblick auf Komorbidität der Fokus auf Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass auch bei Patienten mit leichter Psoriasis-Ausprägung ein erhöhtes Risiko für Komorbidität besteht. So haben z. B. 27,9 % der Patienten mit leichter Psoriasis-Arthritis Begleiterkrankungen. Das Gesamtrisiko betreffend, hatten Patienten mit leichter Psoriasis Begleiterkrankungen wie Diabetes, Diabetes mit Komplikationen und atherosklerotische Erkrankungen. Diabetische Komplikationen waren definiert als Nephropathie, Retinopathie, Neuropathie und Vaskulopathie.
Das Risiko für Krebserkrankungen wie beispielsweise lymphoproliferative Erkrankungen, nichtmelanozytäres Hautkarzinom und Bronchialkarzinom ist bei Patienten mit Psoriasis grundsätzlich ebenfalls erhöht, wobei die Rate bei Patienten mit schwererer Psoriasis höher liegt. Eine Studie, bei der die Daten von fast 200.000 Patienten aus dem Vereinigten Königreich mit leichter, mittelschwerer und schwerer Psoriasis untersucht wurden, ergab einen Anstieg bei Lymphomen, Bronchialkarzinom und nichtmelanozytärem Hautkarzinom, jedoch keine signifikante Zunahme beim Mammakarzinom, Kolonkarzinom und Prostatakarzinom, sowie bei Leukämie.
Die Auswertung der Nurses Health Study (NHS) ergab bei Patienten mit leichter und schwerer Psoriasis auch Tendenzen zu einem erhöhten Risiko für ein Melanom (HR: 1,95) und Nierenkrebs (HR: 2,5), wobei das Risiko mit zunehmendem Anteil der betroffenen Körperoberfläche (KOF) anstieg. Eine separate Auswertung der Nurses Health Study I und II über einen Zeitraum von 16 Jahren ergab, dass Psoriasis ein unabhängiger Risikofaktor für das Plattenepithelkarzinom, nicht aber das Basalzellkarzinom war, wobei das relative Risiko (RR) mit dem Schweregrad der Erkrankung zunahm (leichte Psoriasis (KOF < 3 %) RR: 1,43 und schwere Psoriasis (KOF > 10 %) RR: 1,99).
Adipositas wird als Volkskrankheit gesehen, ist aber bei Patienten mit Psoriasis eine häufige Begleiterkrankung. Laut einer von Prussick vorgestellten Studie leiden Patienten mit leichter und schwerer Psoriasis häufig an Adipositas als Begleiterkrankung (leichte Psoriasis OR: 1,46 [KI: 1,17‑1,82] und schwere Psoriasis OR: 2,23 [KI: 1,63‑3,05]).
Die Nurses Health Study zeigte ebenfalls, welche Faktoren ein Risiko für die Entwicklung einer Psoriasis darstellen. Demnach erkrankten Krankenschwestern mit einem hohen Body Mass Index mit höherer Wahrscheinlichkeit an Psoriasis. Weitere Risikofaktoren ergaben sich aus der Familienanamnese, dem Alkohol- und Tabakkonsum. Starke körperliche Aktivitäten, wie z. B. Laufen oder Ausdauertraining, waren mit einem um 25-30 % niedrigeren Risiko für die Entwicklung einer Psoriasis verbunden – ein wichtiger Hinweis, wie Patienten dazu beitragen können, den Ausbruch einer Psoriasis bei sich zu vermeiden.
Eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist ein unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die damit verwandte nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) kann zu schwerer Vernarbung, Fibrose und Zirrhose führen. Die Sichtbarkeit im Ultraschall kann abhängig vom Grad der Steatose variieren (60–94 %). Das Ausmaß der Fibrose kann jedoch nur mit einer Leberbiopsie festgestellt werden.
Die von Van der Voort et al. durchgeführte Rotterdamer Studie ergab, dass Psoriasis ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Fettleber war. Zwar war bereits bekannt, dass Psoriasis-Patienten aufgrund vieler Risiken an einer Fettleber leiden können. Die Korrelation war jedoch noch nie bestätigt worden. Zu den Risikofaktoren für eine NAFLD gehören Adipositas, Insulinresistenz, metabolisches Syndrom, chronische Entzündung, sitzende Lebensweise, Rauchen, fett- und zuckerreiche Ernährung und eine Mutation im PNPLA3-Gen. Die Studie zeigte, dass Psoriasis unabhängig mit einer Zunahme der NAFLD um 70 % assoziiert war und dass bei 60 % der Psoriasis-Patienten eine höhere Wahrscheinlichkeit bestand, an einer der schweren Formen der NASH zu leiden.
In einer italienischen Studie, die von Miele et al., durchgeführt wurde, hatten 59 % von 142 Psoriasis-Patienten eine NAFLD, wobei eine Korrelation zum metabolischen Syndrom, Adipositas und Psoriasis-Arthritis bestand. Darüber hinaus zeigte sich beim Vergleich von Psoriasis- und NAFLD-Patienten mit Kontrollpersonen ohne Psoriasis, dass die Psoriasis-Patienten mit höherer Wahrscheinlichkeit an einer schweren Fibrose gemäß NAFLD-Fibrose-Score litten.
Prussick empfahl in Hinblick auf die NAFLD bei Psoriasis, Vitamin‑D‑Mängel auszugleichen, mit Vitamin E zu supplementieren, unter Umständen Omega-3-Fettsäuren einzunehmen sowie Alkohol und systemische Arzneimittel, die die Leber beeinträchtigen können, zu vermeiden.
Patienten mit Psoriasis haben außerdem höhere Depressions-, Angst- und Suizidraten, wobei der Grad der Depression mit dem Schweregrad der Erkrankung korrespondiert.
Auch Autoimmunerkrankungen scheinen zu Komorbidität von Psoriasis-Patienten zu gehören. Das Gesamtrisiko für eine Autoimmunerkrankung lag bei OR: 1,6. Das Risiko für 2 Autoimmunerkrankungen lag ebenfalls bei OR: 1,6.
Die Häufigkeit von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist bei Patienten mit Psoriasis signifikant höher. Das Inzidenzratenverhältnis (Incidence Rate Ratio, IRR) bei Patienten mit einer beliebigen Form der Psoriasis, die gleichzeitig an Morbus Crohn und Colitis ulcerosa litten, lag bei IRR: 1,04 bzw. IRR: 1,72. Bei Patienten mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis war das Inzidenzratenverhältnis für eine gleichzeitige Erkrankung an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa wesentlich höher, nämlich IRR: 4,42 bzw. IRR: 2,43 für Colitis ulcerosa.